…wie ein Starkregen den Menschen nicht nur schadet, sondern auch Solidarität sichtbar werden lässt…

Lange blieb Bad Aibling von den zahlreichen Unwettern, die durch die Region zogen, verschont. Dann aber, am späten Abend des 26. Juli, passierte es. Eine gewaltige Gewitterzelle entlud ihre Wassermassen über der Stadt. In der Adventgemeinde war eine kleine Gruppe zum Gebet versammelt. Die Teilnehmer bekamen als erste nasse Füße, als das Regenwasser durch die Türen in den Raum drängte, in dem sie gerade saßen. Sofort begann mit Lappen, Besen und Eimern eine wahre Abwehrschlacht. Mitten hinein in die Situation kam der Hilferuf aus dem benachbarten Haus Wittelsbach: „Die Keller laufen voll!“ Wahre Sturzbäche ergossen sich über den östlichen Hang auf das Haus Wittelsbach zu. Und auch auf der Westseite vermochte der Boden die Wassermassen nicht mehr aufzuhalten.  Mit den „Kellern“ waren nicht nur Lager- und Heizungsräume gemeint. Betroffen waren die gerade neu eingerichteten Physio-therapieräume, die Arztpraxis und etliche Souterrainwohnungen.

Alle in der Gemeinde entbehrlichen Helferinnen und Helfer machten sich sofort auf den Weg zum Haus Wittelsbach. Gleichzeitig wurden weitere Helfer per Telefon alarmiert. Sie brachten nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch Hilfsmittel wie Wasserschieber, Besen, Lappen, Eimer und sogar Pumpen mit. „Am Schluss waren wir so viele, dass wir uns fast im Weg standen“, so einer der Helfer. Es galt nicht nur, gegen das weiter eindringende Wasser zu kämpfen, sondern auch die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Wohnungen in Sicherheit zu bringen.

Versuche, die Feuerwehr zu erreichen, schlugen fehl. Der Anschluss des Notrufs war überlastet. Später zeigte sich, dass bei den Feuerwehren der Stadt fast zeitgleich 75 Notrufe eingingen. Überflutete Tiefgaragen und Keller, Erdrutsche, umgestürzte Bäume und unpassierbar gewordene Straßen hielten die Einsatzkräfte viele Stunden in Atem. Im Haus Wittelsbach gewannen die Helfer allmählich die Oberhand. Es zeigte sich, dass die Schäden immens waren. „Es wird vermutlich Monate dauern, bis alle Schäden beseitigt sind“, so später Heimleiter Andreas Heuck. Gleichzeitig zeigte er sich beeindruckt von der gelebten und erlebten Solidarität, die das Haus durch Mitglieder der Adventgemeinde erfuhr. Die Bewohner der Souterrainwohnungen konnten noch am gleichen Abend in anderen Räumen des Hauses untergebracht werden. So hatten sie zumindest ein Dach über dem Kopf. Im Rahmen der Schadensbeseitigung mussten Trockengeräte aufgestellt werden.

Angesichts der Flutkatastrophen im Westen Deutschlands war zu befürchten, dass die entsprechenden Geräte alle dort im Einsatz sein würden. „Doch auch hier meinte Gott es gut mit uns“. Ein Fachunternehmen wurde ausfindig gemacht, das wenige Tage später mehrere Kleintransporter voller Geräte nicht nur liefern, sondern auch fachgerecht aufstellen und anschließen konnte. Während nun über Wochen die Schäden beseitigt werden müssen, geht gleichzeitig die Generalsanierung des Hauses weiter. Eine große Herausforderung für alle Verantwortlichen. „In diesen herausfordernden Tagen geht mir das Wort „ora et labora“ nicht mehr aus dem Kopf. Von Gott behütet zu sein – inmitten der Arbeit und den Herausforderungen der Krise.

(text: A. Kutscher / A. Heuck)